Biografie

1899Alfred Lehmann wird am 6. Januar in Stuttgart geboren. Er ist einziger Sohn des Goldschmieds, Ziseleurs und Fotografen Gustav Lehmann (1868 - 1923) und der Barbara Lehmann, geb. Bless (1869 - 1921). Der Vater betreibt ein Geschäft für Fotomedaillons und bringt es mit dem Export solcher als Schmuckstücke verarbeiteten Fotografien zu einem stattlichen Vermögen. Alfred Lehmann wächst in diesem Milieu einer gutsituierten mittelständischen Familie in Stuttgart auf.
 
Ab 1905Besuch der Grundschule, anschließend für ein Jahr des Eberhard-Ludwig-Gymnasium in Stuttgart. Wechsel an die Dillmann-Realschule. Beginn der Freundschaft mit dem späteren Malerfreund Manfred Pahl.
 
1915 Mittlere Reife.
 
1916 Um sich auf das Abitur vorzubereiten, wechselt er an eine Privatschule nach Göppingen, erreicht aber wegen seiner schlechten Mathematikkenntnisse nicht das Klassenziel. Beginn des Studiums an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart (Grundstudium in der Zeichenklasse von Robert Poetzelberger).
 
1917 Einberufung zum Kriegsdienst.
 
1918 Am 27. August wird Alfred Lehmann schwer verwundet.
 
1919 Februar Fortsetzung des Studiums an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart.
 
1919-23Besuch der Zeichenklasse von Christian Speyer und der technischen Malklasse von Christian Landenberger. Studium bei Heinrich Altherr. Verbindung zum Freundeskreis um den Maler Wilhelm Geyer. Dazu zählen Hans Fähnle, Franz Frank, Manfred Henninger, Joseph Kneer, Manfred Pahl, Gustav Schopf und Walter Wörn.
 
Ab 1920Besuch von Vorlesungen über Literatur, Kunstgeschichte und Philosophie an der Technischen Hochschule in Stuttgart. Studienreisen nach Italien und Frankreich.
 
1920/21Besuch von Privatvorlesungen bei Adolf Hölzel und der Werkschule von Albrecht Leo Merz in Stuttgart.
 
1921 Aufenthalt mit Manfred Henninger in Dietenheim.
 
1921 Tod der gemütskranken Mutter.
 
1923 Tod des Vaters.
 
Die Inflation und die Krankheit des Vaters hat den Großteil des väterlichen Vermögens verschlungen. Alfred Lehmann bleiben wenige Sachwerte und ein Wohnrecht bis 1930 in einem der bereits vor der Inflation verkauften Häuser.
 
1926Gründung einer Malschule durch Manfred Pahl in Gerlingen. Lehmann weitet diese zu einem Seminar für Kunstgeschichte aus. Ab 1926 Tätigkeit als Privatlehrer für Malerei und Kunstgeschichte.
 
1927 Treffen mit den Malerkollegen Wilhelm Geyer, Manfred Henninger, Manfred Pahl und Gustav Schopf sowie mit dem Stuttgarter Feuilletonisten Ernst Müller zur Gründung einer Künstlervereinigung.
 
1929 Frühjahr Die Gründung der Ausstellungsvereinigung "Stuttgarter Neue Sezession" wird bekanntgegeben. Manfred Pahl ist erster Vorsitzender.
 
1929 20. August Eröffnung der ersten Ausstellung der "Stuttgarter Neuen Sezession" im Kunstgebäude in Stuttgart. Neben Alfred Lehmann beteiligen sich Ehrhardt Brude, Wilhelm Geyer, Manfred Henninger, Walter H. Kohler, Manfred Pahl, Gustav Schopf und Heinrich Wägenbaur.
 
1929 Oktober/November Übernahme der Ausstellung durch den Heilbronner Kunstverein in der Heilbronner Harmonie.
 
1929/30Dezember/Januar Übernahme der Ausstellung durch den Ulmer Kunstverein im Schwörhaus in Ulm.
 
1931 Umzug nach Gerlingen. Lehmann lebt und arbeitet nun in seinem Gartenhaus in Gerlingen. Es entstehen die "Gerlinger Landschaften".
 
1931 Beteiligung an der zweiten Ausstellung der "Stuttgarter Neuen Sezession" im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart. Neben Lehmann beteiligen sich Robert Breitwieser, Franz Frank, Wilhelm Geyer, Manfred Henninger, Immanuel Knayer, Joseph Kneer, Walter H. Kohler, Rudolf Müller, Manfred Pahl, Gustav Schopf, Sepp Vees und Kurt Weinhold. Im März Übernahme der Ausstellung durch den Heilbronner Kunstverein in die Heilbronner Harmonie und im April durch den Ulmer Kunstverein in den Ulmer Golschenkeller.
 
1932 Beteiligung an der dritten und letzten Ausstellung der "Stuttgarter Neuen Sezession" im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart.
 
1933 12. April Die "Stuttgarter Neue Sezession" wird durch die zwangsweise erfolgte Gleichschaltung mit dem "Reichsverband bildender Künstler Deutschlands" aufgelöst.
 
Ab 1934Tätigkeit als Lehrer an der Volkshochschule in Stuttgart. Die Lehrtätigkeit bringt ihm ein Mindestmaß an wirtschaftlicher Sicherheit.
 
1936 Besuch der Cézanne-Ausstellung in Basel. Kollektivausstellung im Kunsthaus Fischinger in Stuttgart.
 
1937 Eheschließung mit Maria Sebald, die kurz danach stirbt.
 
1938 Kriegsdienst und Stationierung in Polen und im Elsass.
 
1939 Entlassung und Rückkehr nach Stuttgart. Kurz darauf Einberufung zur Polizei.
 
1940 Eheschließung mit Lisbeth Gregor.
 
1942 Geburt der Tochter Jutta. Lisbeth Lehmann stirbt an Kindbettfieber.
 
1943 Tod der Tochter Jutta. Alfred Lehmann verfällt in schwere Depressionen.
 
1947 Einlieferung ins Bürgerhospital in Stuttgart und Behandlung bis 1945.
 
1945-49Intensive Auseinandersetzung mit der Lehre Adolf Hölzels.
 
1946 Alfred Lehmann lernt Marie-Louise Looks kennen.
 
1949 Ausstellung zum 50. Geburtstag im Württembergischen Kunstverein zusammen mit dem Malerfreund Walter Wörn. Vorträge beim Stuttgarter "Kulturbund" an der Technischen Hochschule Stuttgart über "Cézanne" und im Kreis um Wilhelm Boeck an der Universität Tübingen über "das Unbekannte. Eine kritische Betrachtung zur Lage der Kunst (Willi Baumeister)".
 
Ab 1949Führungen in der Staatsgalerie Stuttgart und im Württembergischen Kunstverein. Lehmann übernimmt die Leitung kunstgeschichtlicher Studienfahrten des Württembergischen Kunstvereins ins Ausland.
 
1950 Lehmann beginnt damit, seine Figurenkompositionen als "Existenzbilder" zu bezeichnen. Beteiligung an der Ausstellung "Zwei Jahrhunderte Malerei in Stuttgart" im Künstlerhaus Sonnenhalde (Gähkopf)" in Stuttgart.
 
Ab 1951Reisen nach Frankreich, Italien, Spanien, Jugoslawien, England, Belgien, Holland und Griechenland. Auf diesen Malreisen entsteht eine große Zahl an Landschaftsgemälden. Sie bilden neben den "Figurenkompositionen" einen Schwerpunkt seiner malerischen Tätigkeit.
 
1952 Auf Initiative von Alfred Wais schließen sich die ehemaligen Mitglieder der "Stuttgarter Neuen Sezession" Wilhelm Geyer, Manfred Henninger, Alfred Lehmann, Manfred Pahl und Sepp Vees wieder zu einer Künstlervereinigung zusammen. Zusätzlich werden die Bildhauer und Maler Otto Baum, Willi Baumeister, HAP Grieshaber, Alfred Lörcher, Richard Raach, Fritz Ruoff und Walter Wörn gewonnen. Die Künstlervereinigung tritt als "Freie Gruppe Stuttgart" auf. Erste Ausstellung in der Staatsgalerie Stuttgart. Es ist die erste Ausstellung in der Staatsgalerie nach dem Krieg.
 
1952 Teilnahme an der Ausstellung "Bildende Hände. 1. Kunstausstellung in Baden-Württemberg" in Stuttgart. Teilnahme an der Ausstellung der Künstlergruppe "Roter Reiter" in Zürich. Ausstellung im Kunsthaus Fischinger in Stuttgart.
 
1952 März Lehmann schreibt seinen Artikel "Zur Lage der Kunst".
 
1952 April Zusammen mit Manfred Henninger, Manfred Pahl und Walter Wörn Herausgabe des 1. Heftes der "Stuttgarter Künstlerbriefe". Lehmann verfasst den Aufsatz "Zeit und Kunstbewusstsein".
 
1953 Aufnahme als Mitglied in die "Association Artistique Les Surindépendants" in Paris und in den "Cercle Paul Valéry. Centre International d'Etudes Esthétiques" in Paris. Teilnahme an der Jahresausstellung der Künstlergruppe "Les Surindépendants" im Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris.
 
1953 Januar Das 2. Heft der "Stuttgarter Künstlerbriefe" erscheint. Lehmann veröffentlicht darin seinen Aufsatz "Zur Lage der Kunst".
 
1954 Eheschließung mit Marie-Louise Looks.
 
1954 Teilnahme an der Jahresausstellung der Künstlergruppe "Les Surindépendants" im Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris.
 
1955 Januar Das 3. und 4. Heft der "Stuttgarter Künstlerbriefe" erscheint als gedrucktes Doppelheft.
 
1956 Séance Gala des "Centre International d'Etudes Esthétiques" und Ausstellung im Musée Jacquemart in Paris, zusammen mit dem Münchner Malerkollegen Ernst Weil.
 
1959 Ausstellung in der Staatsgalerie Stuttgart. Anläßlich des 60. Geburtstages erscheint die Veröffentlichung "Alfred Lehmann" (hrsg. von den Freunden des Künstlers. Stuttgart 6-.1.1959) mit dem Text von Manfred Pahl "Betrachtungen über den Maler Alfred Lehmann".
 
1960 Lehmann wird Mitglied des Kulturausschusses im Gemeinderat der Stadt Stuttgart.
 
1963 Teilnahme an der 2. Ausstellung der "Freien Gruppe Stuttgart" im Württembergischen Kunstverein.
 
1964 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.
 
1969 Ausstellung zum 70. Geburtstag in der Staatsgalerie Stuttgart und im Kunsthaus Fischinger in Stuttgart.
 
1969 Gründung der "Alfred-Lehmann-Stiftung".
 
1970 Teilnahme an der Ausstellung der Staatsgalerie Stuttgart "Schwäbische Malerei der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts"
 
1971 Lehmann verfasst den Aufsatz "Walter Wörn und die Freunde".
 
1974 Ausstellung zum 75. Geburtstag in der Staatsgalerie Stuttgart "Alfred Lehmann. Gemälde. Pastelle. Zeichnungen" (Broschüre mit Text von Ulrike Eichler). Ausstellung im Kunsthaus Fischinger.
 
1976 Teilnahme an der Ausstellung "Art in Stuttgart" in Bonn und in St. Louis (USA) und an "Zeichner im südwestdeutschen Raum von 1900 bis 1945" in der Staatsgalerie in Stuttgart (Katalog)
 
1979 Ausstellung zum 80. Geburtstag in der Staatsgalerie Stuttgart "Alfred Lehmann. Zeichnungen. Pastelle. Aquarelle" (Katalog mit Text von Magdalena Droste)
 
1979 30. Dezember Alfred Lehmann stirbt in Stuttgart.